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Die Liebe in den Zeiten von Corona - Teil II

separee
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Irene Habich

Teil II - Jan

Kurz vor Weihnachten war Merle dann wirklich gegangen. Das Ende nach drei Jahren Beziehung. Als sich Merle und Jan kennenlernten, war sie Studentin an seiner Hochschule gewesen, er wissenschaftlicher Mitarbeiter. Bald zog sie aus ihrem WG-Zimmer aus und in Jans Wohnung ein, ihre Katze brachte sie mit. Wenn sie eine Party gaben, lud Merle die Kommilitonen ein, Jan seine Kollegen. Manchmal ging sie danach noch tanzen, er ins Bett. Sie machten das meiste zusammen, in den Semesterferien arbeiteten beide in Jans Büro. Oft ging es Merle nicht gut, dann war Jan für sie da. Im letzten Studienjahr half er ihr bei ihrem Abschlussprojekt.

Jan träumt schon lange von Kindern, einer Familie, Merle erst einmal von einem erfolgreichen Start ins Berufsleben. Er will irgendwann wieder näher bei seinen Eltern wohnen und bewirbt sich auf eine Stelle in einer anderen Stadt. Was soll ich dort, fragt Merle? Notfalls kann ich doch pendeln, sagt Jan. Sie streiten sich immer öfter. Manchmal schläft jetzt einer von beiden in Jans Büro. Als er für ein Wochenende verreist, geht Merle auf einer Party fremd. Danach will sie die Trennung. Als sich in China grade die ersten Menschen mit dem neuartigen Corona-Virus infizieren, zieht Merle bei Jan aus, ihre Katze lässt sie da.

Jan isst wochenlang kaum und schläft schlecht. Von Frauen will er sich erst einmal fernhalten, erzählt er einer Freundin. Doch dann kommt es anders.

Kurz bevor in halb Europa die Ausgangssperren in Kraft treten, bucht Jan einen Flug nach Finnland. Im Urlaub hatte er dort einmal eine Frau kennengelernt, es war vor Merles Zeit. Nun will er sie wiedersehen – eigentlich nur für ein Wochenende. Sie gefällt ihm immer noch, er ihr auch. Die gemeinsamen Tage sind wunderschön. Was danach kommen soll? Das wissen sie beide nicht. Sie haben nur wenig Zeit. Dann wird Jans Rückflug gestrichen. Andere gibt es zunächst nur zu astronomischen Preisen, schließlich gar nicht mehr. Soll er die deutsche Botschaft um Hilfe bitten? Wie wäre es, wenn du einfach noch bleibst, fragt ihn die Finnin. Jan sagt ja. Die nächsten Wochen lebt er mit ihr und ihren beiden Söhnen zusammen, fast wie eine Familie. Was danach kommen soll? Das finden sie jetzt heraus.

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