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Natürlich verhüten

separee
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Nikola Fuchs-Peter

Natürliche Verhütungsmethoden, wenn richtig angewendet, sind ebenso sicher wie hormonelle oder Kupferverhütung, darüber hinaus sind sie kostengünstig und frei von Nebenwirkungen, doch von Ärzten werden mögliche Alternativen zu kommerziellen Methoden aus Unkenntnis kategorisch als unsicher abzuqualifiziert und gar nicht erst angeboten.

  • Text: Nikola Fuchs-Peter
    Fotos: Pixabay

Es ist jetzt 15 Jahre her, da hatte ich die Nase gestrichen voll. Meine Familienplanung war abgeschlossen, und die Aussicht, nun jahrelang meinen Körper mit Hormonen zu traktieren, gefiel mir nicht im Geringsten. Bei meiner Suche nach Alternativen fiel mir in einem Familienzentrum ein Flyer zu natürlichen Verhütungsmethoden in die Hand.

Als ich meinen Gynäkologen dazu befragte, bekam ich zu hören: „Ja, wenn ein Kind für Sie keine Katastrophe wäre, können Sie das schon machen.“ Unbefriedigend! Wieso haben so viele Ärzte diese Vorbehalte? Ich war verunsichert, ließ mich aber nicht irritieren, suchte weiter nach Informationen und fand das Buch „Natürlich und Sicher“, das in den Social Media Gruppen zu NFP (Natürliche Familien Planung) als die „Bibel“ zum Thema beschrieben wurde. Die Lektüre bestärkte mich, das Regelwerk zu lernen und die Methode anzuwenden.

Und ich stellte auch fest: Ich bin nicht allein! Immer mehr Frauen überlegen – oft nach langjähriger Pilleneinnahme – ob sie ihrem Körper weiterhin Hormone zur Empfängnisverhütung zuführen möchten. Andere suchen aufgrund gesundheitlicher Probleme eine Alternative oder leiden unter massiven Nebenwirkungen der Pille. Gerade junge Frauen stellen die Einnahme von Hormonen heute stärker in Frage, als es die Generation ihrer Mütter tat, denen die Pille als emanzipatorischer Befreiungsschlag angepriesen wurde.

Aus meiner Beratungstätigkeit weiß ich: Das obige Zitat hören Frauen von ärztlicher Seite fast immer, wenn sie den Wechsel zu einer natürlichen Verhütungsmethode erwägen. Frauenärzte erfahren im Studium nur sehr wenig zum Thema Verhütung im Allgemeinen und noch weniger speziell über NFP. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie indirekt davon abraten. Man darf auch nicht vergessen, dass Pharmaunternehmen für ihre Produkte permanent werben, während eine natürliche Methode wie Sensiplan® quasi nur nebenherläuft. Sie erfordert keine Rezepte und keine regelmäßigen Kontrollbesuche und letztlich ist auch eine Arztpraxis ein Wirtschaftsunternehmen – und Sensiplan® bringt wenig Umsatz.

Wie viele andere Frauen auch, habe ich noch nie gehört, dass die Sicherheit hormoneller oder Kupferverhütung von Ärzten so deutlich infrage gestellt wird wie die natürlicher Verhütung. Warum ist das aber so? Kennen wir nicht alle aus unserem Umfeld das eine oder andere „TroPi-“ oder „TroSpi“-Kind?

Fakt ist, eine hundertprozentige Sicherheit bei der Vermeidung einer Schwangerschaft gibt es - außer bei kompletter Enthaltsamkeit - nicht. Tatsächlich aber gibt es mittlerweile natürliche Methoden, die ebenso sicher sind wie hormonelle und Kupferverhütung. Außerdem bieten sie den Mehrwert, dass die Frau ihren Körper neu und umfassend kennenlernen kann.

Welche Methoden gibt es?

Natürliche Verhütung hat eine lange Geschichte, erste Aufzeichnungen finden sich schon in der Antike. Die ersten wissenschaftlichen Erkenntnisse finden wir in den zwanziger und dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Unabhängig voneinander fanden die Gynäkologen Ogino (Japan) und Knaus (Österreich) heraus, dass der Eisprung 12 bis 16 Tage vor der nächsten Regelblutung stattfindet. Sie bestimmten so die unfruchtbaren Tage aufgrund der vorausgegangenen Zykluslängen. (Kalendermethode). Wie wir heute wissen, unterliegt der Zyklus Schwankungen, daher zählt diese sogenannte Kalendermethode nicht (mehr) zu den empfohlenen natürlichen Methoden.

Eine wesentlich zuverlässigere Methode ist die Temperaturmethode. Sie beruht auf den Veränderungen der Körpertemperatur im Verlauf des Zyklus. Erstmals vermutete der Niederländer Hendrik van de Velde 1926 einen Zusammenhang. Der deutsche Pfarrer Wilhelm Hillebrand empfahl schon 1935, diese Erkenntnis zur Familienplanung zu nutzen. 1954 veröffentlichte der deutsche Gynäkologe Gerhard Döring einen allgemein verständlichen Leitfaden zur Temperaturmethode.

John Billings, ein australischer Neurologe, entwickelte um 1960 die sogenannte Ovulations- oder Zervixschleim-Methode. Sie basiert auf der ausschließlichen Selbstbeobachtung des Zervixschleims und wird heute als zu unsicher angesehen. Von ihrer alleinigen Anwendung wird daher abgeraten.

Die symptothermalen Methoden hingegen verbinden die Beobachtung der zyklischen Veränderungen von Körpertemperatur und Zervixschleim oder Gebärmutterhals, fassen also sinnvoll zusammen, was an natürlicher Verhütung möglich ist und schließen damit die jeweiligen Lücken. Erstmals veröffentlichte der österreichische Arzt Josef Rötzer hierzu 1965.

Anders als bei der Kalendermethode, werden bei der symptothermalen Methode fruchtbare und unfruchtbare Tage nicht nur errechnet, sondern nach einem festen Regelwerk bestimmt.

In Deutschland wurde 1981 aus einem vom Bundesfamilienministerium geförderten Modellprojekt heraus die Arbeitsgruppe NFP gegründet. Sie entwickelte die Grundlagen für eine Methode, in die Bestandteile anderer Methoden mit einflossen, sie ist in Deutschland die bekannteste symptothermale Methode. Die Forschungsarbeit wurde von den Universitäten Düsseldorf und später auch Heidelberg wissenschaftlich begleitet. Breit angelegte Studien belegen die Sicherheit: Mit einem Pearl Index* in der Gebrauchssicherheit von 1,8 ist die Methode ebenso sicher wie die Pille.

Da es im Bereich der natürlichen Methoden diverse Weiter- und Neuentwicklungen gab, trägt die Methode der Arbeitsgruppe NFP seit 2010, als Abgrenzung und Unterscheidung zu anderen, den geschützten Namen Sensiplan®.

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Was genau sich unter dieser Methode verbirgt und wie sie anzuwenden, lesen Sie in Séparée No.27.

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